Rückblick

Ich schrieb Ihnen ja schon, daß ich die „Mimi Müller“ so, wie sie sie kennen, mehr oder weniger „erfunden“ und mit einer ganz klaren Aufgabenstellung „zur Welt gebracht habe“.  Davon will ich Ihnen im Folgenden ein wenig erzählen, denn das betrifft alle Punkte der „Liste der Ereignisse“ zu denen ich, solange der Wahlkampf andauerte, schwieg. Und es hilft vielleicht auch die Treppers und Barths dieser Welt ein bißchen besser zu verstehen, diese bedauernswerten Geschöpfe, die sich für eine kurze Weile witzig und  geistreich finden , nämlich immer dann, wenn jemand applaudiert, wenn sie „zum Besten“geben, daß sie es einfach nicht fertig bringen, sich durch ein einfaches „Nein“ eine Handtasche vom Halse zu halten… Dass das weder witzig noch sonderlich geistreich ist, das wissen die „Comedysten“ selbst, aber für Sekunden fühlt es sich doch wenigstens so an.  Solang der Applaus eben dauert. Und den Klassenclown zu geben, das wird ja auch gut bezahlt. Da muss einem nichts peinlich sein…auch nicht, wenn man, zynisch, seine Späße auf Kosten anderer macht und mit Häme nicht spart…

Aus Gründen der Unterhaltsamkeit schreib ich nun mal ein bißchen an der „Biographie“ der  Mimi Müller. Wann und warum ich sie „erfand“, wie sie zu ihrem Namen kam, (wieso heißt die Mimi „Müller“? Und warum der Haumeister „Kaleschke“?) und : welche Aufgabe die Mimi hatte.

Ob sie diese Aufgabe erfüllt hat, entscheiden am Ende Sie.

So. Das sind quasi die Ecken und Ränder unseres Puzzles, der Rahmen, in den wir alle anderen Teilchen dann nach und nach einfügen…

(Marcel, ich weiß nicht, wie ich eine neue „Kategorie“ eröffnen kann. Ich bräuchte eine „Mimi – das Buch“. Oder so. Wennze ma….bidde…?)

Kleine Unterschiede

Bevor wir bei unserer Motivsuche weiter auf Treppers Spuren wandeln – und dabei auch alle weiteren Punkte meiner abzuarbeitenden Liste streifen- ist es erforderlich, uns den ein oder anderen Unterschied klar zu machen. Den zwischen Trepper und Müller. Den zwischen Comedy und Kabarett und Satire. Das ist deshalb erforderlich, weil das Motiv, nach dem wir suchen, woanders zu finden sein muß, als in „realen“ Vorgängen. Machen wir also dass, was ich an anderer Stelle, bezüglich Herrn Sauerland und Herrn Brandt, auch schon gemacht haben. Betrachten wir uns also zunächst, was Herr Trepper macht. Die herausragende Stellung am karnevalistischen Hofe des Oberbürgermeisters verlieren wir dabei aber nicht aus dem Auge. Das legen wir auf Wiedervorlage…

Wissen Sie, wenn man die Welt, die Menschen verstehen will, dann muss man das Leben betrachten wie ein Puzzlespiel. Und versuchen, die einzelnen Teile zusammenzusetzen. Nach und nach entwickelt sich dann ein Bild – und man kann mehr und mehr ahnen, was es wohl darstellt. Und wie bei einem Puzzlespiel geht man am besten systematisch vor, man sucht die Eckstücke, man sortiert nach Farben und Formen. Wir sind ja noch beim Sortieren. Und nur, weil man ein Stückchen noch nicht zuordnen kann, da schmeißt man es ja nicht weg, nicht wahr? Also:  Wiedervorlage. Wir können damit noch nichts anfangen – aber das wird schon noch gebraucht…

Spurensuche

Warum also macht er das? Die Beantwortung der Frage ist einigermaßen schwierig, auch für mich, denn:  Herr Trepper und ich – wir kennen uns ja gar nicht. Wir sind uns, wenn ich mich recht erinnere, nur drei Mal begegnet. Einmal zur Weihnachtszeit, als ich mit einer Kollegin vom Wochenanzeiger einen Bummel machte und er an einem Glühweinstand neben uns stand. Da wechselten wir ein paar belanglose Worte. Er erzählte, daß er um Sylvester herum ein Engagement in Hamburg habe, und ich bot ihm, falls er keine Übernachtungsmöglichkeit fände, unser Gästezimmer an.  Frohe Weihnachten, guten Rutsch, Tschüss…Zum zweiten Mal sahen wir uns auf einer Karnevalsveranstaltung in der Schifferbörse, wo Herr Zimmermann, Radio Duisburg,  in Gegenwart von Herrn Trepper, Interesse daran bekundete, „mal was zusammen“ zu machen, Hausmeister Kaleschke und Mimi Müller – das wär doch mal was! Ich möge doch in den nächsten Tagen mal anrufen. Was ich auch tat – um mich selbst hinterher, nach Abwimmelei, zu fragen, was das eigentlich für ne Nummer gewesen war ?  Und ich beschloss, Dinge, die an Karneval „angedacht“ werden, zukünftig spätestens am Aschermittwoch zu vergessen. Wie alle anderen auch… Auch die letzte Begegnung zwischen Herrn Tepper und mir fand in der Karnevalszeit statt – im König-Heinrich-Keller der König-Brauerei. Wenn ich mich recht entsinne, war das im Januar 2006.  Ich müßte mal nachsehen. Ich schrieb damals eine Kolumne darüber, das lässt sich ja feststellen. Oberbürgermeister Sauerland verlieh mir einen seiner niegelnagelneuen Karnevalsorden. – oder präziser:  er ließ verleihen. Ich kannte das bis dahin nur vom Prinzen Karneval: der legt auch selten selbst Hand an – dafür hat er  „seine Mädels“. Die hängen und bützen. Herr Sauerland hatte in diesem Fall  „(s)einen Jung“.  Und bei jener Begegnung der dritten Art war das kein anderer als „Hausmeister Kaleschke“, der, quasi als Adjutant seiner Majestät, mir des  Oberbürgermeisters Orden um den Hals hing… Ein Umstand, dem ich vielleicht mehr Beachtung hätte schenken müssen, als  ich es damals tat…

Begegnungen mit einem Hausmeister

Während dessen, was man in Duisburg „Wahlkampf“ nannte, bin ich verschiedentlich nach Wolfgang Trepper, der als „Hausmeister Kaleschke“ irgendeinen Dienst verrichtet, gefragt worden, ob das denn stimme, daß ich Hamburgerin seie, ob ich denn dann überhaupt in Duisburg antreten dürfe und: was Herr Trepper wohl gegen mich habe? Ob wir im Streite miteinander lägen, daß er sich so abfällig über mich äußere? …  Ich wunderte mich zwar , wie sehr Herrn Trepper offenkundig daran gelegen war, sich zu meiner Kandidatur zu äußern – schließlich ließ er wohl keine sich bietende Gelegenheit aus – andrerseits maß ich dem zunächst weiter keine Bedeutung bei.  Die Wahl, so sagte ich mir, wird jedenfalls nicht durch irgendeinen Hausmeister entschieden. Da sind die Duisburger vor, denen die Äußerungen von Herrn Trepper ja offenkundig so seltsam vorkamen, daß sie darüber eher das Gespräch mit mir suchten, als ihm diese, als Stimmungsmache empfundenen, Einlassungen, unbesehen zu glauben. Ich schluckte meine leise Verärgerung runter und ignorierte Herrn Trepper wie ich schon so manchen Quasselkasper ignoriert hatte. Am Wahltag stand dann plötzlich das Telefon nicht mehr still. Ob ich Radio Duisburg gehört habe. Herr Trepper habe sich da ein Ding erlaubt!… Nein, ich hatte Radio Duisburg nicht gehört. Was denn für ein Ding?… Es habe da einen „Beitrag“ gegeben, in dem Herr Trepper einerseits Herrn Sauerland schon mittags zum Sieger der Wahlen erklärte – und sich andrerseits nocheinmal ausdrücklich mit mir befasste. Natürlich hätte Herr Trepper sich so explizit auch mit einem anderen „Gegen“kandidaten befassen können – es waren ja genug andere da – aber er entschied sich einmal mehr, sich intensiv mit mir zu befassen und einen weiteren Versuch zu machen, mich zu diskreditieren.  Er unterließ es selbst am Wahltag nicht, sich abfällig zu äußern und Wähler gezielt in die Irre zu führen. Sein Lieblingsscheinargument war auch wieder dabei:  Mimi Müller wohnt nicht in Duisburg! Auch ein Anruf meiner Duisburger Vermieterin konnte den Sender nicht zur Richtigstellung bewegen… Die Menschen, die mich anriefen, zeigten sich empört, auch über das Verhalten von Radio Duisburg. Einige hatten schon dort angerufen und sich über ein solches Gebaren beschwert. Am Wahlsonntag, so die einhellige Meinung, seie dieser Beitrag  Meinungs- und Stimmungsmache der übelsten Art…

Hätte es diesen Beitrag nicht gegeben, hätte ich auch weiterhin jeden Dreck, den der Hausmeisters hinterließ, übergehen können. So  aber interessiert auch mich die Beantwortung der Frage:  „Warum macht er das?“ ebenso sehr, wie die Menschen, die sie an mich richteten. Warum also macht Herr Trepper das?…

Bevor wir uns daran machen, das herauszufinden: Tee!  Moin, Moin und einen gesegneten Sonntag wünsch ich Ihnen. Und dass Sie ihn in Ruhe und angstfrei vor dem Montagmorgen genießen können…100_0098

Mitleid mit den Dummen.

So. Ich glaube, ich weiß jetzt, was ich mache…

Zunächst einmal werd ich die Liste abarbeiten. Das brauch ich einfach, schlichtweg zur Seelenhygiene, und manches und manchen habe ich mir nun lange genug schweigend betrachtet. Neben der Politik gibt es noch ein weiteres Feld, auf dem sich so einige tummeln, die geradezu danach schreien, dass man sich einmal ganz ernsthaft mit ihnen befasst:  Künstler. Oder sagen wir besser: die, die sich heutzutage für Künstler halten. Natürlich wissen Sie selbst, daß sie keine sind, oder zumindest doch nicht solche, wie es sie gab (und gibt) – und sie selbst es gern wären. Diese innere Kenntnis der eigenen Unzulänglichkeit, des mangelnden Talentes, führt dann zu allerlei Frust und verstärktem Selbstbetrug, der dann zuweilen auch zu Dummheiten und Selbstüberschätzung verleitet.  Bei Schriftstellern (und ich meine: Schriftsteller – nicht „Autoren“) habe ich solcherlei charakterlichen Defizite noch nicht beobachten können. Vielleicht liegt das daran, daß sie in Gedanken die ganze Welt nach ihren Vorstellungen schaffen (und auch einreissen) können und auf billigste Manipulation ihrer Mitwelt deshalb gar nicht angewiesen sind. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß sie gar keinen Drang danach verspüren, woanders zu sitzen, als in der Ruhe ihres Schreibzimmers. Wer ein reiches Innenleben hat und nicht unter krankhaft gestörtem Narzismus leidet, ist einfach nicht darauf angewiesen, sich für ein bißchen bezahlten Applaus, mal mehr, mal weniger idiotisch aufzuführen…

Für heute erstmal genug. Morgen ist auch noch ein Tag.

Leseempfehlung

Wenn ich Ihnen noch ein Buch empfehlen darf ? „Die verblödete Republik“ von Thomas Wieczorek. Ich kann Ihnen das Buch gar nicht nah genug an Herz und Hirn legen !!! Klick. Und schon für 8.95 Eus zu haben! Wie schön! Wie bildend! Und wie wohltuend.. Und einmal mehr:  Wie gut zu lesen! Haben Sie keine Angst vor Büchern mit politischen Inhalten – nicht alles sind unverstehbar. Dieses ganz gewiss nicht. Gönnen Sie sich das – Sie werden nicht enttäuscht sein. Und wissen müssen Sie das auch, was drin steht. Jedenfalls dann, wenn Sie wirlich begreifen wollen, was sich vor unser aller Augen abspielt…

Hamburg im Regen.

Aber die Sonne sendet schon erste Strahlen. Mein Gatte ist in Norwegen, Fische fangen mitte Kumpels, dafür hab ich Besuch aus dem Pott. Gestern eingetroffen, nach nur 3  1/2 Stunden Fahrt. Eigenartig. Wo ich bin, ist immer Stau und wenn alles alles alles irgendwie gut geht, dann brauch ich immernoch ein Stündlein länger.  Aber das Wandern zwischen den Welten hat ja jetzt ein Ende gefunden… Der Abschied von Wanheimerort ist mir übrigens doch schwer gefallen. Ich hatte mich gerade eingelebt, die ersten Nachbarn kennengelernt, wußte, wann die Marktzeiten sind, hatte „mein“ Frühstückscafe gefunden, kam mit dem PC im Internetcafe zurecht. Doch, ich war gerne dort und die Wohnung war wie maßgeschneidert…Aber so ganz brauche ich die Duisburger dann doch nicht zu vermissen,  die Tochter meiner Wanheimer Vermieter, die mir auch ans Herz gewachsen sind,  zieht – jawoll! zum Schmuggelstieg…  Gestern habe ich noch eine Weile überlegt, wo ich nun anfange mit meiner Liste, unten oder oben, und vor allem: wie? Ich meine, Liste abarbeiten is ja doof, da kann ich ja auch gleich das Haus noch putzen. Erwähnte ich das schon? Dass ich eine Allergie gegen „to-do-Listen“ habe ? Meinzeit, ich bin jetzt Plenty über Forty – da werd ich doch jetzt nicht damit anfangen. .. Jedenfalls habe ich noch eine Weile überlegt, gestern, ob ich statt des schnöden Punkteabarbeitens nicht lieber einen lustigen Roman schreibe und das alles darin verpacke.  Dann könnte ich ein ganzes Kapitel allein den Schmierenkomödianten widmen – die haben es sich wirklich unredlich verdient… Egal, das wird sich finden. Ich hab ja jetzt viel Zeit für den ersten Satz… Oder ich schreib auch mal „Memoiren“.  Die, von Mimi Müller.  Sie können sich nicht vorstellen, was die alles erlebt hat… Und ich mit ihr…

Es gab da nämlich einen Tag, an dem ich, Ellen Welschen, die Mimi Müller, so wie Sie sie kennen, „geboren“ habe. Das ist ja nicht so gewesen, daß ich eines Abends als Ellen Welschen schlafen ging und morgens als Mimi Müller aufwachte. Tatsächlich war  „Mimi“  eine Art  „Wunschkind“, eines, dass ich mir ausgedacht habe, wie Schriftsteller sich die handelnden Personen ausdenken. Ich gab ihr Gestalt, Gesicht und Stimme – und stellte sie, mit einer ganz klaren Aufgabenstellung versehen, mitten hinein ins Leben. In Ihres. Und in meines. Und dann, ja dann ging es los:  das Leben der Mimi Müller… Vielleicht ist nun die Zeit gekommen, die ganze Geschichte von Mimi zu erzählen – und damit sichtbar zu machen, wo wir tatsächlich stehen…

Aber vielleicht arbeite ich auch einfach nur die Liste ab. Von unten.  Nach oben…

Liste der bemerkenswerten Ereignisse

und Themen, zu denen ich mich bisher nicht geäußert habe:

dazu, daß es eine Reihe von Menschen gab, die, obwohl sie mein Anliegen richtig und existentiell wichtig fanden, nicht helfen mochten, weil sie auf die ein oder andere Weise „am Tropf“ der Mächtigen hingen, weil sie persönlich, ihr Verein, ihre Firma zu den Begünstigten hiesiger Politik gehören und sie den Entzug finanzieller Zuwendungen fürchteten, wenn ruchbar würde, daß sie mich unterstützen.

dazu, daß niemand der in Politik, Gewerkschaft und Kirchen an maßgeblicher Stelle tätig ist, die Stimme erhob, als mir wegen der Kandidatur für ein öffentliches Amt die Kolumne – und damit meine Existenzgrundlage entzogen wurde.

dazu, daß niemand von den am politischen Prozeß Beteiligten ein deutliches Wort über die Ungleichbehandlung der Mandatsbewerber verlor.

zu Wolfgang Trepper und seiner unsäglichen, mit einiger Niedertracht gepaarten Stimmungsmache, die ihren vorläufigen Gipfel auf  Radio Duisburg fand, wo der hiesige Lokalsender ihm am Wahlsonntag die Gelegenheit zu dem gab, was man, spaßeshalber, ohnehin schon für sich reklamiert hatte:  „Wir nehmen Sie an die Hand und gehen mit Ihnen den Langen Weg bis zur Urne.  Wir halten Ihnen – wenn es sein muss – auch noch den Kugelschreiber beim Kreuzchen machen.“

Hab ich noch was vergessen? Bestimmt. Und zu all dem, da habe ich dann doch noch was zu sagen.  Die Liste arbeite ich ab. Ich weiß nur noch nicht, ob von oben nach unten – oder von unten nach oben. Aber wenn ich damit fertig bin, dann beantworte ich Briefe…Ganz offen.

Tee.

Kohlrabi schälen !

Woran erkennen wir,  wenn etwas schiefläuft? Lässt sich aus  Geschichte lernen? Oder kommt sie uns in immer gleichen Neuen Kleidern daher? Ereignet sie sich einfach so? Wird sie gemacht? Geschrieben? Und: bemerkt man sie, wenn sie sich ereignet, schon während sie sich ereignet? Ist man sich ihrer bewußt? Oder ist sie uns allzu gegenwärtig, als daß wir die Gegenwart heute schon als  die Geschichte von morgen begriffen? Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft. Geschichte…

20,14 %. Der Oberbürgermeister Duisburgs bekam einen Zuspruch von 20 %. Bei nochmals gesunkener Wahlbeteiligung. 80 % der Bürger haben ihn nicht gewählt.

Ich dache ich schreib`s mal.  Wo es ja sonst keiner ausschreibt. Vorher, ja da wurde der Teufel an die Wand gemalt daß da am Ende einer regieren könnte mit nur 25 % Zuspruch. Nun ist da einer mit nur 20%. Wahrscheinlich ist das dann so wenig, dass es wirklich nicht der Rede wert ist… Und die Wahlbeteiligung ist wieder gesunken. Und die Mehrheiten noch schwerer zu beschaffen. Diese Wahl wird Sie teuer zu stehen kommen. Da werden wohl flott noch ein paar neue Posten erfunden werden müssen, bis man sich aller notwendigen wechselnden Mehrheiten „versichert“ hat. Landschaftspflege. Da wird noch viel politische Landschaftspflege betrieben werden müssen…

Aber das nur am Rande.  Und zur Einstimmung. Was ich nämlich feststellte, heute, im Verlaufe des Morgens, ist,  daß es eben nicht vorbei ist, daß ich Bommel und Hertha und all meine Kumpels vonne Bude einpacken und umziehen lassen kann, damit die Geschichte aber nicht wirklich zu Ende ist. Nicht, solange nicht alles gesagt, geschrieben ist, was es zu dieser Wahl zu sagen gibt.  Annalüse, wie Hertha sagen würde, watt is vorgefallen und watt gibbtet draus zu lernen? …

Ich hatte die vergangenen 5 Monate so schnell wie möglich vergessen wollen und fand im Übrigen auch, dass ich alles geschrieben habe, was es dazu zu schreiben gab. Bei genauerer Betrachtung stimmte das aber nicht so ganz. Es gab da ein paar Dinge, zu denen hatte ich – ganz bewußt – geschwiegen. Das ein oder andere begriff ich als Provokation – und ließ mich nicht provozieren. Dann gab es auch Dinge, von denen ich befand, daß sie zwar der Rede bedürftig seien – aber der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen seie. Über manches ließe sich, so dachte ich, nach gewonnener Wahl, viel besser reden. Manche Gespräche verlaufen anders, wenn man über die richtigen Informatonen verfügt – als Oberbürgermeisterin hätte ich über die Zahlen, die Fakten verfügt, die uns zur Wahrnehmung unserer Interessen fehlen. Ich hätte Klage führen, Einhalt gebieten können, da, wo wir uns ansonsten mit vergeblicher Bittstellung, mit Spekulationen und Ahnungen bescheiden müssen.  Und ja – ich bekräftige es noch einmal: Ich habe bis zur letzten Sekunde geglaubt, daß ich gewählt werde. Wenn ich das, was auch ich als Wunder begriffen habe, nicht geglaubt hätte, dann hätte ich mich nicht zur Wahl gestellt.  Ich habe mein ganzes Vertrauen in Gott und die Menschheit zusammengenommen – und bin damit in eine Wahl gezogen, von der ich sicher glaubte, daß sie – gegen alle Widerstände – von uns zu gewinnen sei.  Das war meine tiefe Überzeugung…

Außer zu den Provokationen, die ich überging und den Dingen, die sich nach gewonnener Wahl viel besser bereden ließen, schrieb ich auch nichts, zu Sachverhalten, die mich zunächsteinmal persönlich verärgert haben.  Ich schrieb sie selbst dann nicht, wenn sie von öffentlichem Interesse gewesen wären.  Nach meinem Dafürhalten sollte jemand, der sich anschickt, Oberbürgermeister zu werden, sich in Fällen, in denen er von persönlichem Ärger nicht frei ist, sich ersteinmal dahingehend genau prüfen, dass er sicher sein kann, daß diese persönliche Gefühlslage und Betroffenheit in keiner Weise auf die Beurteilung eines Sachverhaltes abstrahlt.

Insoweit habe ich mich zu einigen Sachverhalten während des Wahlkampfes nicht geäußert, die Gründe hierzu sind  vielfältig gewesen – von Klugheit bis Selbstdisziplin ist alles dabei. Über dem ein oder anderen stand ich auch drübbber mit drei b, das war so dumm, dass es gar nicht wert ist, sich damit zu befassen. Darüber wird nach wie vor nicht geschrieben werden müssen. Anderes aber, darüber muss geschrieben werden, weder erfordert es noch duldet es weiteren Aufschub. Und insoweit ist das letzte Wort dieses Kapitels noch nicht geschrieben…