Entschuldungskonzept

Ich war heute am Hafen, auch, um mir Wind um die Nase wehen zu lassen, Frische, nach Tagen in denen es von Duisburg bis hierher stinkt…. Zurück habe ich mir soeben die neuesten Nachrichten „angetan“ – und mir den 35 – Seiten Zwischenbericht der von der Stadt Duisburg ( im Auftrag des Oberbürgermeisters? muss ja, nä? wer gibt denn im Moment für die Stadt was in Auftrag? muss ja dann Herr Sauerland gewesen sein, oder?) egal: der Zwischenbericht – ich hab ihn mir ausgedruckt.  Ich les das jetzt, nochmal, nur damit ich das glauben kann…
Ehrlichgesagt wußte ich nicht, daß sich Fassungslosigkeit noch steigern lässt – aber ich ahne jetzt: das geht.
Danach denken wir mal wieder selber. Kost auch nix…

Up-date 20 Uhr : Was ich sonst dazu zu sagen hätte, hat Herr Laurin für mich schon treffend formuliert, ich las es gerade. Hier.

Update 20:15  :  Zu Frau Dr. Ute Jaspers wollte ich morgen auch noch was schreiben. Der Name war mir nicht unbekannt – ich war ja auch mal Kolumnistin in Mülheim. Das Frau Jaspers auch in Duisburg tätig ist, war mir allerdings nicht bekannt. Sonst hätte ich sicher schon viel früher ein paar passende Worte dazu gefunden. Was mir eben so durch den Kopf ging, nachdem ich Ihren Namen auf dem Bericht las, hat aber schon jemand weitgehend  geschrieben – Hier.

D

Weiter so ?

Nur mal so zwischendurch, weil es mir gerade aufstösst. Spiegel-Artikel,

Zitat:

„Bei jetziger Faktenlage würde die CDU-Fraktion einen Abwahlantrag geschlossen ablehnen, sagte CDU-Ratsmitglied Rainer Enzweiler am Dienstag. Hinzu kämen drei Stimmen aus anderen Fraktionen, die sicher für Sauerland seien. Dieses Meinungsbild habe er bei persönlichen Gesprächen gewonnen, sagte Enzweiler.

Alles wie eh und je, da haben wir sie wieder, die Hintergrundgespräche, die „Meinungsbildungen“ zur „Mehrheitsfindung“ die in früheren, nicht allzufernen Zeiten, bei anderen Gelegenheiten,  begleitet waren von … sagen wir:   Überlegungen, welche Stellen zu besetzen, zu schaffen sein könnten. Das hängt den Duisburgern, hängt mir, derartig zum Halse heraus, daß ich mir jedes weitere Wort sparen kann.

Nicht sparen möchte ich mir ein Wort an Josef Krings:  Danke. Es war überfällig, daß wenigstens einer in dieser Stadt klarstellt, was politische Verantwortung bedeutet. Und dass man sie allein deshalb schon nicht übernehmen kann, weil man sie de facto hat, wenn man Oberbürgermeister ist.

Gesetz hin, Gesetz her ….

Ich lese derzeit die Bauordnung NRW und die Sonderbauverordnung Nrw. Davon ist ja die Rede in den Papieren. Das können Sie auch tun. Damit Sie wissen, worüber die Herren Rabe (Ordnungsamt) und Dressler (Bau „62“) in der Zeit zwischen den Protokollen „gerungen“ haben. Was  gilt, was gilt nicht, wer muss was, was kann „man“ „ausnahmegenehmigen“…. Das ist ja nicht ganz unwichtig, wenn wir uns darüber Gedanken machen wollen, was „62“ (geleitet von Herrn Dressler, der sich handschirftlich auf  P1 ja für nicht zuständig und nicht verantwortlich erklärt) dazu bewogen haben mag, am Ende doch diese Genehmigung zu erteilen. Denn die kam aus dem Hause „62“ – das von Herrn Rabe so nachhaltig aufgefordert wurde, sich doch jetzt endlich „konstruktiv einzubringen“….

Auch wenn wir nicht wissen wer diese Genehmigung letztlich unterzeichnete (das ist korrekterweise ausgeschwärzt), so wissen wir doch:

Es geschah im Auftrag ( so steht es vor der Unterschrift ) des OB ( so steht es im Briefkopf) und das Schreiben kam aus dem Bereich „62“ – dem, was wir früher „Bauamt“ nannten, damals – als Zuständigkeiten noch klar und Bürger noch Bürger waren – und keine Kunden, denen man das sprichwörtliche Königtum aber versagt. Lesen Sie! Das bildet immer ungemein. Ich tue das jetzt auch…

Noch ein Wort …

am Ende eines weiteren Tages, an dem Herr Sauerland keine Verantwortung übernimmt.

Lassen Sie nicht nach mit Ihren Forderungen nach der Übernahme der politischen Verantwortung! Sieht man sich die Blogs und Kommentare an, verfolgt das derzeitige Geschehen, dann muss man fürchten, daß Herr Sauerland auch in Monaten noch im Amt ist. Allein der Gedanke ist unerträglich. Man kann es drehen und wenden wie man mag:  er ist der Verwaltungschef.  Er hat die Verantwortung für das Handeln dieser Verwaltung zu tragen – und sie nicht auf seine Mitarbeiter abzuwälzen. Die Verwaltungsakte werden in seinem Auftrag unterzeichnet – ob er das persönlich tut, ist völlig irrelevant. Er hat sich umfänglich in Kenntnis zu setzen über das, was “ im Auftrag des Oberbürgermeisters“ geschieht. Es möge mir doch niemand erzählen, Herr Sauerland habe nicht gewußt, welche Probleme da auf dem Tisch lagen und er habe keinen Einfluß genommen! Der Tenor der Einlassungen von Dezernent Rabe am 18. Juni ist doch ganz eindeutig:  Die Bedenkenträger mögen sich doch bittschön – unabhängig von Zuständigkeit oder nicht, unabhängig von Bauordnung ( die ließ er nicht gelten) , an der Umsetzung beteiligen, „der Oberbürgermeister wünsche die Veranstaltung. Gleich zweimal wird nachdrücklich darauf hingewiesen! was gewünscht wird und wer hier wünscht! Überlassen Sie die Deutungshoheit über diesen und andere  Vorgänge nicht den zahlreichen anonymen Verteidigungsrednern im Internet, die auf einmal, seit vorgestern, wie Pilze aus den Böden der Foren schiessen und sich lobend über die Standhaftigkeit Sauerlands äußern, diese nahezu feiern. Achten Sie strengstens darauf, wer sich derzeit wozu äußert – und achten Sie genauso darauf, wer schweigt, obwohl er sonst keine Chance zur Wortmeldung auslässt. Und: lassen Sie auch Ihre Trauer nicht vereinnahmen! Schauen Sie genau hin, wenn jemand eine Kapelle bauen, ein Mahnmal errichten, eine Gedenktafel aufhängen lassen will – und fragen Sie sich, ob man Ihre Trauer in Kanäle, Ihr Entsetzen und Ihren Zorn in bestimmte Richtungen zu lenken sucht. Schauen Sie genau hin – und lassen Sie sich nicht ablenken von Ihren berechtigten Forderungen. Hinterfragen Sie alles!

Diese Stadt steht einmal mehr am Scheideweg.  Möge uns allen das bewußt sein.

Behörden-Engeneering

Was können wir den Dokumenten entnehmen, die uns vorliegen?

Unter anderem, dass da ein Brandschutzkonzept und eine Entfluchtungsanalyse vorgelegen haben und Bestandteil der Genehmigung waren.  Zwei Firmen waren, (von wem auch immer – da müssen wir uns nochmal mit dem Protokoll vom 18.6. befassen) damit beauftragt worden,  Konzepte und Analysen vorzulegen. Da habe ich mich gefragt, wer diese Firmen denn sind? Als ich die Seite der Firma „Öcotec Fire and Risk“ aufrief, war ich nicht wenig erstaunt.  Gleich auf der ersten Seite wird in Großbuchstaben hervorgehoben, worauf man sich spezialisiert, womit man sich einen Namen gemacht hat

„Die Ökotec-Gruppe steht für eine

kostenoptimierte Realisierung

Ihrer baulichen Projjekte „.

Aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kam ich, als ich mir den Leistungskatalog etwas genauer betrachtet habe. Da findet sich folgendes:

„Behörden-Engeneering

Unser Tätigkeitsfeld Behörden-Engineering umfasst die Vorbereitung und Durchführung von Genehmigungs- und Erlaubnisverfahren sowie die Unterstützung bei den Gesprächen mit den Behörden, auch als Mediator.
Wir begleiten die Unternehmen vom ersten Kontakt über die Bauvoranfrage bis hin zur Genehmigung. Unser Behörden-Engineering nimmt Wege ab, klärt wichtige Fragen im Vorfeld und beseitigt Hürden auf dem Instanzenweg. Durch langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Behörden in zahlreichen Projekten können wir auf ein Netzwerk fester Ansprechpartner zurückgreifen und so eine zügige Abwicklung der Genehmigungsverfahren sicherstellen und vorantreiben.Unsere Sachverständigenorganisation verfügt über einen bekanntgegebenen Sachverständigen nach § 29a BlmSchG. ….

Was die zweite Firma, die TraffGo HT angeht, die die Entfluchtungsanalyse erstellt hat … da machen sie sich bitte selbst ein Bild von, ob die spezifische Ausrichtung, Praxis und Erfahrungsfelder diese Firma sie nun unbedingt für die Berechnung eines Ereignisses wie der Loveparade empfiehlt. „Panikforscher“ ist Prof. Schreckenberger erst seither. Bis dahin nannte man ihn Stauforscher. Basis für die Analyse war ein sehr stark eingeschränkter Auftrag ( Wie kommen alle heil vom Gelände, wenn sie erst mal drauf sind und wenn dann was passiert?) und durchgeführt wurde dann eine Computersimulation, die wohl die eigentliche Gefahrenstelle gar nicht erfasste – sie war nicht Auftragsgegenstand.

Ich bezweifle nicht, daß beide Unternehmen auftragsgemäß gehandelt haben. War aber der Auftrag der erteilt wurde, weitreichend genug? Sind diese beiden Aspekte – Brandschutz und Entfluchtung des vollen Geländes – die Einzigen, die in einem umfassenden Sicherheitskonzept zu beachten sind? Den heikelsten Punkt, das Nadelöhr –  den größten Gefahrenpunkt zu untersuchen, sachverständig zu begutachten: :  war dazu überhaupt jemand beauftragt?

Behördenmaschinisten und eine Computersimulation? Das nennt man heute Sicherheitskonzept?

Das,  „Sicherungskonzept“ , Brandschutz- und Entfluchtungsanalyse, müssen erst nach dem 18.6. in Auftrag gegeben worden sein. Denn bei der Sitzung, dessen Protokoll uns ja vorliegt, war der Veranstalter noch schwer überrascht . Und es wurde darüber gestritten, wer denn nun das Konzept zu erstellen habe…

Nicht einen Monat später, am 15. Juli, waren dann Konzepte und Analysen in Auftrag gegeben, fertiggestellt, geprüft und für gut befunden worden worden, waren alle Zweifel beseitigt. Niemand hatte gegen irgendetwas Einwände. Trotz mehrfacher Nachfrage. Und der Dezernent, der kaum einen Monat vorher, mehrfach und nachdrücklich darauf hingewiesen hatte, daß der Oberbürgermeister die Veranstaltung wünsche, (…) weist darauf hin, daß man sich auch persönlich noch an ihn und andere wenden könne, wenn man nicht öffentlich habe sprechen wollen. Und er versichert, dass im Mittelpunkt allen handelns die Sicherheit der Menschen stünde.  Warum macht er das? Beides? Warum nimmt er hier nochmal ausdrücklich zur Sicherheitsfrage Stellung – es wurde ja viel geredet an jenem Tag. Und warum bedurfte es dann noch eines solchen „anonymeren “ Gesprächsangebotes. ? Es kann doch nur bedeuten, daß  Anlass zur Vermutung bestand, dass es Menschen gäbe, die Anlass hätten, Repressionen zu fürchten, wenn sie auch weiterhin Bedenken vortrügen…

Es muss viel geschehen sein in der Zeit dazwischen. In der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten uns vorliegenden Protokoll…

„Die wichtigsten Hindernisse haben wir alle übersprungen.“

Das sagte Herr Sauerland am 17. Juni auf eine Frage zum Vorbereitungsstand der Loveparade, ( zu sehen im Bericht von „Monitor“. )

„Die wichtigsten Hindernisse haben wir alle übersprungen“.

Die Wortwahl erwies sich auf makabre Weise als zutreffend. Die Hindernisse waren nicht ausgeräumt,  – sie waren übersprungen worden.  Für viele wurden sie zur tödlichen Falle,  zur Gefahr für Leib und Leben.

Am 18. Juni,  also am Tag nach diesem Interview, findet eine Sitzung bei Lopavent statt, in der eine Hürde plötzlich doch noch im Wege stand, ein weiteres Hinderniss, das einem in die Parade zu fahren drohte.  Das  Protokoll dieser Sitzung findet auch im Monitorbericht Erwähnung. Auf ihm vermerkt Dezernent Dressler handschriftlich, daß er nach Kenntnisnahme  Zuständigkeit und Verantwortung ablehnt.

Noch ein weiteres Protokoll steht uns zur Verfügung: Das Besprechungsprotokoll einer Sitzung im Ratssaal vom 15. Juli,  das Protokoll der Abschlussbesprechung. Jedenfalls liest es sich so. Diese Dokumente habe ich als PDF-Datei dem Internet entnommen, ich glaube, den Seiten der Rheinischen Post. Sie werden Sie sicher ebenfalls problemlos auffinden können, was es Ihnen leichter macht, ebenfalls Fragen zu stellen. Öffentlich zugänglich und in der Datei enthalten ist die abschließend erteilte Genehmigung. Technisch bin ich mal wieder nicht in der Lage das hier einzustellen,  aber sie werden das schon finden, es ist nur eine Datei, die alle Dokumente enthält.

Diese drei Dokumenten sind alles was wir haben. Sonst nichts, außer dem was in den Zeitungen steht und von dem wir nicht wissen, ob es wahr ist. Wir haben nur die Kenntnisse, die wir aus unserem Leben in dieser Stadt mitbringen, unsere Erfahrung des Umganges mit Politik und Verwaltungen, unsere persönlichen Eindrücke der vergangenen Jahre. Und wir haben Bilder: vom Tunnel, von der Rampe, von dieser unseligen Pressekonferenz. Und ebenso zahlreiche Bilder, Interviews, aus der Zeit vorher – auch wenn manches in den Internet-Zeitungsarchiven plötzlich nicht mehr aufzufinden ist….

Ich möchte mich zunächst diesen beiden Protokollen zuwenden.  Will man wahrhaftig verstehen, was geschah und wie es hat geschehen können, darf man eines nicht versäumen: Sich die Situationen und Orte, die Menschen, die anwesend waren, zu „vergegenwärtigen.“ Wenn in den Zeitungen von  Druck die Rede ist, muß man sich vorstellen, wie sich Druck anfühlt, aus eigener Anschauung, im eigenen Leben, als Mensch. Wenn von Euphorie geredet wird, sollte man sich in eine solche Stimmung versetzen. Nachempfinden. Man erhält für solche Vorstellungen immer Anhaltspunkte: durch das Umfeld, die Wortwahl des Protokollanten, persönliches Erleben von teilnehmenden Personen, deren Stil in der Öffentlichkeit. Wenn man sich ein wenig bemüht, dann bekommt man eine Ahnung von dem, was die Beteiligten bewegt haben mochte, was nicht Ursache, aber Teil dieser Tragödie war, – was juristisch nicht relevant, für die Frage nach der Verantwortung aber wesentlich ist. Auch unser aller Verantwortung. Denn das werden wir auch feststellen müssen, ganz zuletzt: ob auch wir Verantwortung hatten – und sie nicht wahrnahmen.

Dann werden neue, weitergehende Fragen zu stellen sein….

Jetzt haben wir nur 2 Protokolle und eine Genehmigung. Anhaltspunkte für weitere Gedanken. Fangen wir an sie uns zu machen….

Den Kopf nicht in den Sand stecken…

Jede Antwort, die wir bekommen, auch, die wir geben, wird neue Fragen aufwerfen. Bis die Verantwortung, und zwar jedwede Verantwortung,  juristische, moralische und/oder persönliche, und deren Übernahme geklärt ist,  wird es ein weiter schmerzhafter  Weg sein, ein langer, langer Trauermarsch. Die Frage des Lebens an uns ist, ob wir bereit dazu sind, nun unseren Teil der Verantwortung zu tragen oder ob wir ebenso davonrennen, wie die, an die sich diese Frage ganz unmittelbar richtet. Wir sind von einem Vater, der sein Kind verloren hat, aufgefordert worden, diesen Tod nicht sinnlos ein zu lassen. Das ist eine ganz persönliche Aufforderung an jeden von uns, auch sich selbst zu prüfen Welche Werte haben wir ? Welche haben wir schon preisgegeben? Sind wir noch ganz Mensch, mit Leib und Seele? Ganz Mitmenschen? Und:  Sind wir noch zu retten? Was können wir tun, damit sich die Welt ändert, der Tanz um die goldenen Kälber ein Ende findet?

Gestern las ich noch, daß eine Sondersitzung zur Abwahl Ende August anberaumt werden solle, Ferienende, da seien dann alle wieder da und keiner könne abtauchen… Wissen Sie was? Auch das kotzt mich an! Ich persönlich hielte es für selbstverständlich, in einer solchen Situation, in der Stadt zu sein! Jedes Ratsmitglied wurde von Bürgern in dieses höchste Gremium der Stadt gewählt, um zu ihrem Wohle zu wirken. Und ich möchte mal hinzufügen: in guten wie in schlechten Zeiten. Es ist schon schlimm genug, daß diese ebenfalls höchst verantwortungsvolle Aufgabe häufig  als Abnickgeschäft verstanden wird. Auch das eines der vielen Übel die zu den schicksalhaften Verknüpfungen in diesen Tagen gehör, über die zu reden sein wird. Ich kann mir auch vorstellen, daß der ein oder andere  meint, „er könne ja doch nichts machen“ und „was soll ich denn dann da und ich brauch auch meinen Urlaub, ich kann ja eh nix tun und halt mich telefonisch auf dem Laufenden“ denkt. Denken kann ich mir das alles – verstehen kann ich es nicht, billigen um soweniger. In solchen Tagen gehören die Ratsmitglieder, ebenso wie alle führenden Verwaltungs- und Ausschussmitglieder und selbstverständlich auch der Chef des Duisburg-Marketing in die Stadt. Ob sie persönlich nun glauben, gebraucht zu werden oder nicht. Die Bürger dieser Stadt haben einen Anspruch darauf, daß sich die von Ihnen zu Ihrer Verrtretung  gewählten Mitglieder des Rates in diesen Zeiten hier vor Ort befinden und was immer sie können unternehmen, zu deren Bewältigung etwas beizutragen.  Und sei es nur, daß sie denen zuhören, die Ansprechpartner suchen…

Dass sowas von sowas kommt …

Gerade las ich einige bemerkenswerte Sätze über Herrn Sauerland , hier, diese: „Es wäre besser gewesen, er hätte früher verstanden, dass es nicht um ihn als Menschen, sondern als Amtsinhaber ging. Er hat wie eine Privatperson reagiert, wo er als Repräsentant, als Person gewordenes Gemeinwesen hätte reagieren müssen.“ Sie sind diesem Artikel entnommen.

Bevor ich mich dazu äußere möchte ich an den Abschluss der Rede von Hannelore Kraft erinnern, in der sie einen Vater zitiert:

Der grausame Tod seiner Tochter könne im Nachhinein noch einen Sinn bekommen, wenn dieser Tod uns alle mahnt, unser aller Wertesystem zu überdenken.“ Der Mensch und sein Wohlergehen müssten wieder wichtigste Leitlinie unseres Handelns sein, sagt Kraft mit tränenerstickter Stimme.

Und das wollen wir tun, dass sei uns Auftrag:  Wir wollen ihrem Tod diesen Sinn geben.

Wenn wir uns aber daran machen, dass zu tun, dann dürfen wir dabei eines nicht: uns auf Einzelne fokussieren. Das hätten sie gerne, die , die jetzt alle in Deckung gegenagen sind, das mögen sie für sich erhoffen: dass uns das, was sie ein Bauernopfer zu nennen gewohnt sind genüge. Ich glaube, ich spreche vielen Menschen aus dem Herzen, wenn ich Ihnen verbindlich sage: das tut es nicht. Wir wissen sehr genau, daß da die verschiedensten Interessen, die allesamt nicht die unseren waren, verhängnisvoll ineinander griffen. Die Duisburger (und es waren nicht wenige) die ich kennengelernt habe, auch die, die man auf geradezu unverschämte Weise als „bildungsferne Schicht“ verhöhnt, wußten und wissen, „dass sowas von sowas“ kommt. Ihnen ist die Großmannssucht, die Kungelei, das Hinwegsetzungen über die, die an berechtigten Bedenken schwer tragen, nicht fremd.  Sie wissen, wie in ihrer Stadt mit Kritikern umgegangen wird,  sie wissen, daß für Megaevents und Hochkultur immernoch Geld zu finden ist, während Ihre Kinder in schimmelnden Schulen darben, das Postengeschacher, Kumpanei und Günstlingswirtschaft, der florierende Handel mit Zustimmungen – all das hat sich vor Ihren Augen abgespielt. Sie haben die Entwicklung des letzten Jahrzehntes am eigenen Leibe, am Portmannaie, erfahren und sie haben teuer dafür bezahlt. Sie haben auch erleben müssen, daß die Zustimmung für die CO-Pipeline gegeben wurde, sie haben auch erlebt, wie vehement Herr Sauerland für die Aufpeppung der Ladenpassage im Hauptbahnhof eingesetzt hat, und die Reparatur der Dächer, die den Reisenden auf die Köpfe zu fallen drohten, dahinter zurückzustehen hatte. Sie mussten erleben, daß die Politiker ALLER Parteien in ähnlicher Weise agierten.  Und in all diesen Jahren haben die Duisburger sich dann zunehmend von der Politik abgewandt, weil sie sich ihr ohnehin nur noch ohnmächtig ausgeliefert fühlten. Und Herr Sauerland war zu keinem Zeitpunkt der allseits beliebte Kumpel,  das „personifierte Gemeinwesen“. Die Duisburger wußten schom immer zu unterscheiden zwischen Kumpel und Kumpanen, Kumpelei und Kumpanei. Und sie wissen auch heute sehr wohl zu unterscheiden zwischen juristischer Schuld und persönlichem Verantwortungsgefühl, Versagen eines Einzelnen oder Zusammenbruch eines Systems. Sie wissen, daß Herr Sauerland nicht allein verantwortlich zu machen ist für das, was im Tunnel geschah. Aber für seinen Umgang damit: da sehen sie ihn verantwortlich. Der Autor des Artikels hat es ganz gut beschrieben.  In einem aber irrt er , wenngleich der Satz das Grundproblem schon beinhaltet. Und zwar hier: „Er hat wie eine Privatperson reagiert, wo er als Repräsentant, als Person gewordenes Gemeinwesen hätte reagieren müssen.“

Der Autor sieht das Problem – und sieht es doch nicht. Sein Fehler ist, hier von Herrn Sauerland als zwei Personen zu sprechen, einer Privatperson und einem Repräsentanten – von dem Herr Sauerland quasi der „falschen  Rolle“ den Vorzug gegeben habe. Aber genau das ist das Problem, dass die Duisburger, die Menschen allgemein und ich ganz besonders mit den heutigen politischen und wirtschaftlichen Akteuren haben: dass Sie nicht ganz, nicht heil, nicht immer ein und der gleiche und zuallererst: Mensch sind. Ich habe im Laufe meines Lebens viele Politiker kennengelernt und alle waren in der gleichen Schizophrenie gefangen. Sie taten in ihren Funktionen Dinge, vertraten „pflichtgemäß“ Positionen, von denen sie einräumen mussten, dass sie „privat“ anderer oder modifizierter Auffassung sind. Am Ende vieler Gespräche habe ich mich gefragt, warum die Welt eigentlich so aussieht, wie sie aussieht. Eigentlich hatte das keiner gewollt – nicht mal die, die sie so gestalteten. Diese seltsame Differnzierung zwischen „privat“ und „beruflich“ beobachte ich im Übrigen schon zeitlebens bei meinen christlichen Brüder und Schwestern. An der Bürotür wird das Christentum abgestreift wie ein Mantel, den man sich feierabends wieder über die Schulter legt.  So richtig an hat ihn niemand. „Wie denn auch? So kann man ja nicht leben da draussen.“  In der Weise, wie das Christentum an- und abgelegt wird – und mit ihm verbindliche, verlässliche Werte – wird auch – je nach Tageszeit und Funktion- das Menschsein abgelegt. Immer dann nämlich, wenn es wirtschaftlichen Erwägungen im Wege steht.  Lange Zeit habe ich hier von Schizphrenie gesprchen, doch tatsächlich ist die Lage ja noch schlimmer: Hat jemand schon keine Stabilität in seinem  „Mensch sein“, findet er diese häufig genug noch weniger in seinem „Repräsentant“ sein. Denn unsere Repräsentanten repräsentieren ja nicht nur in der Funktion für die sie gewählt worden sind – sie repräsentieren mitunter auch Institutionen, der Interessen gerade einer anderen Institution, die sie ebenfalls repräsentieren, entgegenlaufen. Wessen Interessen vertreten, wenn man gleichzeitig Gewerkschafts – und Parteifunktionär ist – und es um die Ausweitung von Zeitarbeit und die Duldung von Dumpinglöhnen geht?  Das alles muß zu tiefgreifenden Persönlichkeitsstörungen und Seelendeformationen führen. Das hält nur aus, wer sich fühllos gegen seine innere Stimmen, den Schlag seines Herzens macht. Mit allen Folgen, die das für ihn und die ihm anvertrauten Menschen hat. Ich schrieb es vor ein paar Tagen schon : das ist es, was „die Geldwelt“ aus Menschen macht.  Und jeder, der diese wirtschaftspolitische Welt betritt, steht in Gefahr. Er findet sich „Repräsentanten“ gegenüber, die nur einen einzigen Aspekt des Handelns kennen: Gewinn. Und die bei weitem geübter darin sind, ihre Interessen, ihre Verträge durchzusetzen. Und die Interessen dieser weltweite agierenden Finanzjongleure sind noch nie die Interessen irgendeines Volkes gewesen. Ein Lehrer,  mag er auch Rektor gewesen sein, ist nicht einmal in der Lage die ersten drei Seiten solcher Verträge zu verstehen, wie Herr Sauerland sie mehrfach gezeichnet hat oder hat zeichnen lassen. Keiner kann das, nichteinmal Frau Merkel. Da verlässt sich einer auf den anderen, und der verlässt sich auch wieder ein bißchen, der mag ja auch nicht zugeben, daß er das nicht versteht, und dann kuckt man mal an der Uni, vielleicht erforscht da gerade einer was…und dann drängt ja auch die Zeit und Zeit ist Geld… Ein Heer von Ahnungslosigkeit und Ahnunglosen. Ein Heer von Unverantwortlichen, auf vielfältige Weise verstrickt im Netz des Geldes, der Macht, der Eitelkeit. Da schickt der Herr den Jockel aus… Ich hoffe, man wird einmal von den Toten sagen, sie haben die geistig-moralische Wende eingeleitet, von der hier seit nunmehr 2 Jahrzehnten die Rede ist, während man zeitgleich mehr und mehr jedweden Anstand dem eigenen Volk gegenüber vermissen ließ. Dass die Menschen sich angewidert abwandten, ignorierte man geflissentlich und schuf sich (sich! nicht uns!) ein „Unterschichtenfernsehen“ und bedient seither niederste Instinkte, während man sich selbst öffentlich-rechtlich abfeiert.

Das alles ist von Anfang an verantwortungslos gewesen und ist es noch.

Eine Pressemitteilung

Schauen Sie mal, hier, das habe ich gefunden. Ein Brief von Herrn Gerste.
Ohnehin interessant, aber besonders der letzte Satz vor der Kontonummer:

„Jeder Euro, der durch Unterstützer jedoch aufgebracht wird, unterstützt den Willen der Verantwortlichen, die Loveparade in Duisburg zu der größten international geprägten Feier in diesem Jahr zu führen.“

Die Verantwortlichen! Na endlich mal einer, der welche kennt.
Da soll uns der Herr Gerste doch mal sagen, wer die sind, die er da anführt.

Ist er jetzt eigentlich endlich aus dem Urlaub zurück? Oder befragen die Ermittler ihn vor Ort?

Freiheitsräume

Noch ein paar Worte zu den Plänen von Herrn Kurt Krieger, neben dem Möbelhaus auch eine Kapelle errichten zu wollen:

Als ich zum ersten Mal die Nachricht las (nebst einiger Kommentare) bin ich, sagen wir mal: stutzig geworden. Immerhin ist ein angemessener Trauerraum ja schon mal deutlich mehr, als „nur“ eine Gedenktafel und nur, weil da jemand auch weitergehende Interessen hat, mochte ich ihm ja nicht eine Art Betroffenheit, Trauer oder einen ernsthaften Willen bei der Trauerarbeit auch einen Beitrag leisten zu wollen absprechen. Also machte ich mich erstmal kundiger als ich bis dahin war und stöberte in alten Zeitungsartikeln im Internet auch einen auf, bei dem die Pläne des Herrn Krieger etwas genauer erläutert waren – und auch ein Plan zu sehen war, was denn nun da wo hinsolle.  Auch war in dem Artikel, den ich jetzt leider nicht mehr auffinden kann, zu lesen, wie Herr Krieger vor nicht allzulanger Zeit  Vertreter der Stadt vor nahezu vollendete Tatsachen gestellt hatte. Die waren nämlich damals auf Einladung bei ihm angereist, im guten Glauben, da wolle jemand für seine Idee werben. Vor Ort wurden sie dann in Kenntniss gesetzt, daß der Deal zwischen Krieger und Aurelis längst „in trockenen Tüchern“, die Verträge schon gemacht waren. Das ist ja schonmal kein guter Anfang, da hat Herr Krieger sich nicht sonderlich gut den Bürgern empfohlen. Jemanden, von dem ich anschließend die Genehmigung meines Projektes erwarte, würde ich jedenfalls nicht derartig düpieren. In dem Artikel hieß es unter anderem dann, daß die Kosten für Park, künstliche Seen und Pflege der Grünanlagen der Investor zu übernehmen gedenke. Also sah ich mir das auf dem Plan mal genauer an. In den „künstlichen Seen“ war dann etwas eingezeichnet, daß ich zunächst (keine Brille) nicht richtig entziffern konnte. Irgendwas wie „Fasaneninsel“. Klang gut. Mit Brille las ich aber „Fahneninsel“. Mitten in den Seen, die ich mir ohnehin nur schwer hab als solche vorstellen können, waren „Fahneninseln“ geplant. Da sah ich sie dann im Wind der großen Freiheit flattern: unzählige Werbeflaggen in einem wie auch immer gearteten Park. Wahrscheinlich, dachte ich, werden dann alle Sitzbänke auf die Werbeflächen ausgerichtet, da möcht ich nicht sitzen, dacht ich, aber da stand ja noch mehr zu lesen: Der Tunnel – und mit ihm die Rampe, kommen in Kriegers Planung gar nicht mehr vor. Die werden nämlich abgerissen. Und da sind wir dann auch an einem Punkt, wo ich jenen Recht zu geben geneigt bin, die in Kommentaren schrieben, da habe doch wieder jemand nur seinen Profit im Auge und suche sich auf diese Weise  Sympathien zu erkaufen. Tatsächlich geht das aber wohl noch einen Schritt weiter. Das Verlangen der Bürger nach einem Mahnmal, einer dauerhaften Erinnerung an der Stelle, an der dies alles geschah, stünde nämlich den Krieger-Plänen vollständig im Wege.

Und genau darauf müssen wir nun achten, dafür müssen wir wohl streiten: Dass der Ort des Geschehens nicht „unter die Räder“ kommt. Nichts macht das Geschehene anschaulicher klar, als dieser Tunnel und diese Rampe. Sie sind schon jetzt Mahnmal, denn nirgendwo wird anschaulicher und fühlbarer klar, was geschah , als an diesem Ort.  Er darf nicht verschwinden. Wir können ihn von Künstlern gestalten lassen, oder selbst gestalten und dabei Trauer verarbeiten, wir können einen würdigen Ort der Erinnerung und des Mahnens schaffen, wenn er bleibt, was er heute ist: eine direkte Konfrontation, der die Ausmaße der Katastrophe in sich trägt, die Versagen  und Verantwortungslosigkeit in ihren Dimensionen fühlbar machen. Wir dürfen nicht zulassen, daß man diesen Ort auslöscht und womöglich zur Zufahrt macht, über die eine Konsumparade um einen Einkaufstempel rollt. Auch eine „Kapelle anstatt“, mit Werbefahnen in Sichtweite, ist für mich undenkbar. Ich kann mir gut vorstellen, daß man, insbesondere in kommunalpolitischen Kreisen,  diesen Ort gern verschwinden ließe. Erst aus den Augen, dann aus dem Sinn. Er wird wie ein Stachel sitzen unter der Haut derer, die für sich alles zu retten suchen und nicht erinnert werden mögen an Ihre Verantwortung,  jetzt nicht, und später nicht. Ich halte die Erhaltung des Tunnels und der Rampe für unabdingbar, wenn wir ernsthaft Verantwortung übernehmen wollen. Über das „wie“ der Gestaltung können wir uns Gedanken machen, die Erhaltung ansich aber sollte für uns kein  Thema sein.

Noch ein persönliches Wort an Herrn Krieger: Ihr großzügiges Angebot ist bei Weitem nicht großzügig genug.  Was immer Sie vorschlagen, sollte jeglichen Anschein von Eigennützigkeit entbehren. Sie haben sich nicht sonderlich gut in dieser Stadt eingeführt, als Sie begannen, Claims abzustecken und vollendete Tatsachen zu schaffen. Und was Sie über den Verdrängungswettbewerb im Möbelgeschäft und zu Ihrer Standortwahl gesagt haben, ist nicht geeignet, uns darüber hinwegzutäuschen, daß es – in letzter Konsequenz, immer wir, die  Menschen, sind, die verdrängt werden, unser tiefer Wunsch nach einer Gesellschaft, in der unsere Arbeit gerecht entlohnt wird und in der wir, als Menschen, mit all unseren nicht kommerziellen Bedürfnisse mehr gelten, als unsere Kaufkraft hergibt.  Sie werden unter diesem Aspekt sicherlich verstehen, wenn die Duisburger Ihr Angebot dankend ablehnen. Ich jedenfalls tue dies ganz entschieden.

Update 10:30     ein Link