Mahnmal. Gedenkstätte. Fühlmal.

Doch, ich habe mir auch Gedanken gemacht, wie sie aussehen könnte, die Gedenkstätte, das Mahnmal. Wir alle müssen uns Gedanken machen, wollen wir nicht das Heft des Handelns den Anderen überlassen. Denen, die für uns immer alles organisieren zu können glauben. Ich habe meine Vision davon mit der von Lukas Loss verbunden, der ja schon einen guten Vorschlag für die Gestaltung des Tunnels gemacht hat. Vielleicht mögen daran noch weitere Menschen mit Ihren Gedanken anknüpfen. Oder eigene Vorschläge machen. Am Ende haben wir dann ein Konzept, über das die Hinterbliebenen und Überlebenden entscheiden mögen.

So, jetzt erzähl ich Ihnen, was ich vor Augen habe.

Der Tunnel bleibt. Die Rampe bleibt. Beide baulich unverändert. Die Idee von Lukas Loss zum Tunnel ist ja schon vorgestellt, ich habe mir Gedanken zur Rampe gemacht. Über die Rampe möchte ich ein gläsernes Gewächshaus bauen, die Rampe selbst soll zum Zugang zu einem Schmetterlingsgarten werden. (ich suche gerade nach jemandem, der das skizzieren könnte ). Glas und Schmetterlinge erinnern uns an unsere eigene Zerbrechlichkeit. Nach der Erfahrung des Tunnels, der Bedrückung, der Enge, öffnet sich der Raum je weiter man nach oben geht.  In der Mitte der Rampe, vertikal, auf ihr hinaufstrebend, sehe ich eine große Anzahl von Skulpturen gut, ähnlich der chinesischen Kriegerarmee, hier aber eine Armee der Liebenden, der Krieger des Lichts  die „ins Licht“ gehen. Da könnten viele Künstler daran arbeiten. Die Rampe wird zum „Stairway to heaven“ (darüber ist ja das Glasdach und gibt den Blick auf den Himmel frei. Der Weg endet im Schmetterlingsgarten, einem blühenden Raum, einem kleinen Paradies.

Von der Eingangssituation im Tunnel über die Rampe zum Schmetterlingsgarten, sinnlich erfahrbar,  Metamorphose…

Wir brauchen Raum um zu trauern, wir brauchen aber auch Raum für Hoffnung.  Hoffnung, dass Gutes daraus erwachse, der Tod einen Sinn haben möge … und nicht das letzte Wort hat.

Herr Foster hat in dieser Stadt soviel gebaut, und auch die „Duisburger Freiheit hat er ja geplant –  da wird er bestimmt ein weiteres Glashaus für uns entwerfen können. Und ein Park war ja auch vorher geplant – bevor Herr Krieger den  Stadtrat vor vollendete Tatsachen setzen zu können glaubte. Und ein Park sollte es schon sein, wenn wir oben den Schmetterlingsgarten wieder verlassen, wir das Tor des Todes, aber auch dass zum Leben durchschritten haben. Dann sollten wir in einer schönen Parklandschaft stehen.

Wir knüpfen also nur da an, wo man uns einmal mehr vom Kurs abzubringen sucht…

Und machen Sie sich keine Gedanken um`s Geld.  Das wird sich finden.  Ich versprechs Ihnen. 100_0006

Lichtblicke

tunnel_4Das ist gut. Das ist sehr, sehr  gut. Endlich ein Lichtblick!

Ich möchte nochmal aus meinem Artikel „Freiheitsräume“ zitieren und bitte Sie herzlich, an dieser Demonstration teilzunehmen:

„Und genau darauf müssen wir nun achten, dafür müssen wir wohl streiten: Dass der Ort des Geschehens nicht “unter die Räder” kommt. Nichts macht das Geschehene anschaulicher klar, als dieser Tunnel und diese Rampe. Sie sind schon jetzt Mahnmal, denn nirgendwo wird anschaulicher und fühlbarer klar, was geschah , als an diesem Ort.  Er darf nicht verschwinden. Wir können ihn von Künstlern gestalten lassen, oder selbst gestalten und dabei Trauer verarbeiten, wir können einen würdigen Ort der Erinnerung und des Mahnens schaffen, wenn er bleibt, was er heute ist: eine direkte Konfrontation, der die Ausmaße der Katastrophe in sich trägt, die Versagen  und Verantwortungslosigkeit in ihren Dimensionen fühlbar machen. Wir dürfen nicht zulassen, daß man diesen Ort auslöscht und womöglich zur Zufahrt macht, über die eine Konsumparade um einen Einkaufstempel rollt. Auch eine “Kapelle anstatt”, mit Werbefahnen in Sichtweite, ist für mich undenkbar. Ich kann mir gut vorstellen, daß man, insbesondere in kommunalpolitischen Kreisen,  diesen Ort gern verschwinden ließe. Erst aus den Augen, dann aus dem Sinn. Er wird wie ein Stachel sitzen unter der Haut derer, die für sich alles zu retten suchen und nicht erinnert werden mögen an Ihre Verantwortung,  jetzt nicht, und später nicht. Ich halte die Erhaltung des Tunnels und der Rampe für unabdingbar, wenn wir ernsthaft Verantwortung übernehmen wollen. Über das “wie” der Gestaltung können wir uns Gedanken machen, die Erhaltung ansich aber sollte für uns kein  Thema sein.“

Erzählen Sie bitte allen, die Sie kennen, von diesem Termin. Gehen Sie hin! Wir müssen jetzt sichtbar werden. Und ich bitte Sie: Lassen Sie uns das würdevoll tun. Wir müssen nicht reden. Unsere Forderung ist bekannt – wir können schweigend auf dem Platz stehen. Die Stille wird in Ihren Ohren mehr Widerhall finden als jedes Geschrei. Wir müssen unmißverständliche Zeichen setzen! Wenn überhaupt geredet werden soll, dann lassen Sie den unmittelbar Betroffenen das Wort.  Lassen Sie uns Bilder in die Welt senden, die unmissverständlich sind! Es liegt an uns…

Wenn wir die Menschen auch nicht geschützt haben, die durch diesen Tunnel gingen, so können wir doch den Ort schützen, an dem alles geschah. Damit sie nie vergessen werden. Damit wir uns trösten können.

Hier noch das Video von U2 aus Frankfurt. Auch sie fühlen mit uns. Dafür bin ich dankbar.

Spiegelbilder

Noch so ein Kommentar, den ich nicht unwidersprochen stehen lassen kann und der mir zudem die Gelegenheit gibt, mal ein paar Dinge aufzuzeigen:

Kommentar in der Westen:
“ Jetzt werden die Mitglieder des Bürgerkreises als Sauerland-Spezies verschrien. Diese Menschen wollen Gedenken schaffen, nicht Sauerland im Amt halten.  Diejenigen, die jetzt am lautesten schreien, sind die, die eigentlich immer wieder Respekt gegenüber den Toten fordern. Jetzt tut sich was auf bürgerschaftlicher Ebene und es wird wieder gemeckert. Vielleicht sollten die Kritiker mal in den Spiegel schauen.
#17 von Konservativer1 , am 11.08.2010 um 11:56

Ich bezweifle nicht, daß auch im „Gedenkkreis“ Menschen sind, die aufrichtig trauern und in guter Absicht den Spendentrauermarsch organisierten. Sieht man sich die Seiten des Stadtsportbundes an, dann sind dort PDF-Dateien eingestellt,  die auch Aufschluss geben, über die „Entwicklung“ dieses Gedenkkreises. Zieht man die Presseberichterstattung hinzu, wird das Bild noch genauer. Als der Spendentrauermarsch stattfand war in keiner Weise die Rede davon,  daß hier viel weitergehende Dinge geschehen würden. Die daran beteiligten Bürger waren nicht darüber informiert, daß aus dem Kreis der Initiatoren heraus nun ein Gremium sich konstituieren würde, daß viel weiterreichende Dinge verhandeln würde. Wenn nun davon die Rede ist, daß es sich hier um eine Initiative der Duisburger nichtorganisierten Bürger handelt, so geht das an den Tatsachen vorbei. Da wurde Herr Krings eingeladen, da waren Bürger zu einer Trauerfeier und zu einem Marsch eingeladen. Aber die teilnehmenden Bürger haben die Initiatoren des Trauermarsches nicht zu weitergehenden Handlungen legitimiert. Die Initiatoren leiteten für sich eine Handlungsbefugnis ab – und gingen in Folge daran, mit einem ebenfalls nicht legitimierten Vertreter der Stadt Fakten zu schaffen. Eine der Kräfte dieser Selbstlegitimierungsveranstaltung ist der über Jahre von Altbürgermeister Pletziger, CDU,  dominierte Verein Pro Duisburg e.V., in dessen Beirat, ich sagte es schon einmal, auch Herr Gerste, der Party-Lifter, sitzt ( die Vorgeschichte kennen wir alle) und in dem auch Bürgermeister Lensdorf,  CDU, sitzt. Und der Verhandlungspartner bei der Stadt, der auch zum Sprecher des Gedenkkreises gewählt ist, ist Kulturdezernent Jansen, CDU. Sie wollen mich doch jetzt nicht ernsthaft glauben machen, daß das hinnehmbar ist! Hier wurden meiner Meinung nach „alle verfügbaren Hebel“ in Gang gesetzt, um Trauer und berechtigten Zorn zu kanalisieren und ein ganz zentrales Feld zu besetzen:  den Ort des Gedenkens will man bestimmen, den Ort des tatsächlichen Geschehens aber,will man, nach und nach, peu a peu, aus der Erinnerung bringen. Zu sinnfällig ist nämlich der Tunnel, zu deutlich macht er die ganze Dimension der Verantwortungslosigkeit klar.

So. Und jetzt, Konservativer1, jetzt gehen Sie mal zum Spiegel, schauen rein und fassen sich mal an den Kopf.  Nur um sich zu vergewissern, daß er auch da ist. Und das es noch Ihrer ist.

Und wenn Sie jetzt mir jetzt noch kommen,  und sich über  „verfügbare Hebel“ mokieren,  dann mach ich gern weiter.  Dann gehen wir sie mal durch, die Reihe der „Funktionsträger“. Mann für Mann.

Die Letzten beißen die Hunde ?

Bevor ich mich wieder dem „Zwischenbericht“ zuwende ,möchte ich noch deutlich meine Meinung  zu den Vorwürfen äußern, die  gegen Polizei und Feuerwehr erhoben werden. Ich wollte das zwar erst später, gegen Ende all meiner Betrachtungen tun, es scheint mir aber jetzt geboten.

Ich sagte ja schon, dass ich der Auffassung bin, daß das Geschehene nicht „Schuld“ Einzelner ist, sondern dass eine unser gesamtes Gesellschaftsleben durchziehende Gemengelage verschiedenster „Verantwortungslosigkeiten“ in ihrer Summe dazu führten. Wenn jetzt zum wiederholten Male versucht wird, die Polizistinnen und Polizisten vor Ort verantwortlich zu machen, dann empfinde ich das, (mal mehr, mal weniger) als  niederträchtig.

Man kann nicht jemanden in eine Situation stellen, die für ihn das Risiko der Unlösbarkeit birgt – und ihn dann dafür verantwortlich machen wollen. Die Loveparade hätte niemals in Duisburg ausgerichtet werden dürfen. Nicht im öffentlichen Raum – das hatte man am Anfang aller hochfliegenden Träume ja schon einsehen und „als Kröte schlucken“ müssen – aber eben auch nicht auf einem Gelände, dessen Begrenztheit gleichbedeutend damit ist, daß der weitaus überwiegende Teil anreisender Gäste sich dann doch in genau dem öffentlichen Raum aufhalten muss, (schlimmer noch: aufgehalten werden muss) den man vorher schon für nicht sicher befunden hatte:  in den Strassen der Stadt.

Schlimmer noch ( es geht in diesem Fall leider immer noch schlimmer): Man treibt all diese Menschen, die nicht auf das Gelände passen, wie eine Herde Vieh, durch  eben jenen als gefährdend erkannten öffentlichen Raum, bevor man sie durch ein Nadelöhr in den geschützten einlassen will.

Professor Schreckenberg spricht die Gefahr die darin liegt, so entnehme ich es dem  Zwischenbericht, mehrfach an. Er sagt, liest man aufmerksam, daß das alles, die ganzen hübschen Pläne, nur solange funktionieren, wie die Masse in Bewegung ist. Er weist durchaus auf Gefahren hin.  Er macht auch Vorschläge, was zu tun ist – das geht sogar soweit, daß er weitere Auflagen an den Veranstalter empfiehlt.

Wie man dem Zwischenbericht entnehmen kann, wurden seine Hinweise zwar gehört – aber nicht wirklich umgesetzt. Wo Professor Schreckenberg von Dingen redet, die anhaltend und fortlaufend geschehen müssen, damit eine bestimmte Situation gar nicht erst eintreten kann, da hört man wohl nicht richtig zu – oder versteht nur die Hälfte.  Denn aus allem, was als „ständig“ empfohlen wird, bastelt man sich einen „wenn – dann“-Plan. Wenn… die Leute stehen bleiben,  es zu Staus kommt – dann…. kommen wir mit der Tröte und unserer tollen mobilen Partylounge.

Eine Vielzahl der Warnungen, Hinweise, Handlungsempfehlungen, die Herr Professor Schreckenberg gibt, hat er aber erst nach dem 8.7. 2010 gemacht – und vorher auch nicht machen können, denn der Veranstalter kam ja nicht mit den vollständigen Unterlagen rüber. Am 8.7. aber wurde der „Szenarien-Workshop“ für Polizei und Feuerwehr durchgeführt – zu einem Zeitpunkt also, als immernoch keine vollständigen Planungsunterlagen vorlagen – und Professor Schreckenberg viele Handlungsempfehlungen noch nicht gegeben hatte. Die Risiken, die später angesprochen wurden, können also nicht Teil der Szenarien gewesen sein. (Ich komme später ausführlich darauf zurück)  Die Genehmigung, samt Auflagen und Anhängen, sollen der Polizei erst unmittelbar vor der Loveparade und auch erst auf Anfrage zugeleitet worden sein.

Sage mir keiner, für das, was aus einem so verantwortungslosen Verwaltungsverfahren geworden ist, seien die Männer und Frauen verantwortlich, die in eine so unmögliche Situation gestellt wurden. Auch ihr Leben, auch ihre Gesundheit ist schon bei den Planungen leichtfertig aufs Spiel gesetzt worden.

Da mögen Einzelne völlig überfordert gewesen sein, Fehler gemacht haben, aber : wie sollten sie nicht?

Viel wahrscheinlicher ist, dass es noch schlimmer hätte kommen können, hätten sie nicht alles gegeben, nicht auch ihr Leben, ihre Gesundheit eingesetzt. Auch sie haben einen hohen Preis gezahlt an diesem Tag, auch sie sind in ihrer überwiegenden Mehrzahl traumatisiert, und plagen sich nun mit Fragen eines persönlichen Versagens – wo sie doch mehr nicht haben tun können, in dieser furchtbaren Situation, in die andere sie bedenkenlos gestellt haben.

Auch Ihnen gilt meine Anteilnahme. Und es ist mehr als nur unlauter, wenn ihnen von den politischen Verantwortlichen dieser  Stadt nun eine maßgebliche Verantwortung zugeschoben wird, die andere hätten wahrnehmen müssen.

Warum ihr  höchster Dienstherr ihnen allerdings diesen Einsatz zugemutet hat, warum er nicht auf die Notbremse trat, nicht konnte, oder nicht wollte, ob auch er – auf welche Art auch immer – Druck ausgesetzt war, das ist eine Frage, die noch beantwortet werden muss. Ich bin sicher, er wird das eines Tages tun.  Im Moment wird er das, auf Grund der Ermittlungen, nicht können.

Hier können Sie sich die Unterschriftenlisten zum Bürgerantrag auf Abwahl ausdrucken. Je mehr Menschen sammeln, umso schneller ist ein deutliches Zeichen gesetzt, dass wir nicht bereit sind, diesem Eiertanz weiter tatenlos zuzuschauen, den unsere gewählten Vertreter aufführen.

Schlaflos in Langenhorn

Eins noch – ich kann ohnehin nicht schlafen, obwohl ich sehr erschöpft bin.

Es wird immer geredet vom Unterschied zwischen juristischer und politischer Verantwortung. Beiden Arten, der einen, wie der anderen, liegen aber ganz bestimmte Vorstellungen zu Grunde, die Ihre Wurzeln in dem haben, was wir als Werte definiert, als  „Moral“ benannt haben. Wir reden also immer auch über eine moralische Verantwortung.

Ich sagte es bereits ganz zu Beginn meiner Betrachtungen: Herr Sauerland ist für mich „Out of order“.  Er rennt vom ersten Augenblick an vor der persönlichen Verantwortung davon, vor den Fragen, die er sich selbst stellt.  Er rennt, seit er Kenntnis hat, von den ersten Toten. Er rennt auch jetzt noch, hat sich aber mittlerweile mit Leuten umgeben, die ihm dieses Vor-sich-selbst-weg-Rennen erheblich erleichtern. Ich schrieb es aber schon einmal:  je weniger, er bereit ist zurückzutreten um so näher steht er persönlich am Abgrund. Und ich habe die Frage aufgeworfen, ob nicht auch er der Seelsorge bedarf.  Er hat sie für sich anders beantwortet. Er hat Anwälte und PR-Berater engagiert.  Herr Greulich sagt, der Oberbürgermeister müsse zu seinem persönlichen Wohlergehen im Amt bleiben.  Da ging ein Aufschrei durch die Foren.  Sie müssen sich aber einfühlen in beider Gedankenwelt, wenn sie das verstehen wollen. Beide, er wie Herr Sauerland,  setzen juristische mit politischer – und damit, in gewisser Weise  folgerichtig, mit moralischer Verantwortlichkeit gleich. Und das !!! wollen sie eben genau nicht sein: in einem moralischen Sinne verantwortlich. Darum geht es hier am Ende: Um Moral. Um Werte. Für beide ist das eine Frage des Gewissens. Und das wollen sie nicht:  Ihr Gewissen belasten. Wir alle wissen aber, daß es Vorgänge gibt, nach unseren Vorstellungen „unmoralische“ Handlungen gibt, im kleinen, wie im großen, die gleichwohl nicht justitiabel sind. Unsere Moral und die daraus abgeleiteten Werte, haben wir versucht in Gesetze zu fassen und zu schützen, dennoch: nicht alles ist durch Gestze erfassbar. Ein Umstand, den beide übersehe.Es wird deshalb auch mit einem „offiziellen“ Freispruch nicht getan sein. Und wenn kein Recht der Welt sie aus ihren Ämtern brächte: sie werden sich – ganz persönlich- nicht besser fühlen. Und sie würden sich nicht allesamt so verteidigen, wenn sich ihre Gewissen nicht schon längst geregt hätten. Sie laufen, das ist meine Meinung,  vor sich selbst davon.

Bei einem solchem inneren Konflikt aber kann ein Heilungsprozess nur stattfinden, wenn man sich seiner Verantwortung – seinem eigenen Gewissen stellt. Kein Freispruch keines Gerichtes der Welt setzt die eigene Seele frei.  Wir alle kennen das, haben es irgendwann in weniger dramatischen Situationen auch schon erlebt:  irgendjemand hatte uns „frei“ gesprochen – aber dennoch konnten wir uns selbst etwas nicht vergeben. Und brauchten dafür lange Zeit.  Wer wahrhaftig am Wohlergehen Sauerlands interessiert ist, der kann ihm nur raten, was jeder Psychologe, aber auch meine Großmutter raten würde:  nicht wegzurennen. Sich der  Verantwortung zu stellen. Politisch. Vor allem aber:  sich selbst ehrlich gegenüberzutreten. Sich sich selbst stellen. Erst dann kann ein Heilungsprozess überhaupt beginnen. Unserer. Und seiner.

Bei allem, was er getan, geduldet, unterlassen haben mag und was die Zeit genauer noch erweisen wird:  Er ist Mensch. Ein sehr verzweifelter Mensch, auch wenn es nicht danach aussehen mag. Einer, der seit Wochen alles falsch macht, was man nur falsch machen kann. Und der sich hoffentlich bald besinnt, statt sich weiter mit falschen Freunden und Beratern zu umgeben.

Bleibt hart in der Sache, Freunde, aber vergesst nie, wie schwer es für uns alle geworden ist:  das Mensch-Sein. Und bleiben.

Es muss leichter, es muss uns selbstverständlich werden.

Innehalten

Ich mach für heute Schluß. Schweigenachmittag. Trauerarbeit.

Hier. Ein Link.  Zum Innehalten. Und sich zu vergegenwärtigen. Eine Kerze entzünden. Licht. In dieser furchtbaren Dunkelheit. Marina war die letzte, die starb. Das 21te. Opfer. Sie stammte aus Hochheide, so las ich. Eine von uns.  Wie alle, die in unserem Dreck starben „von uns“ waren.  Menschen.

Wir haben ein Vermächtnis zu erfüllen. Wir haben zu trösten. Und beizustehen.  Einander und denen, die Schreckliches erlitten haben. Und wenn wir dafür aufstehen, und unsere Stimmen deutlicher erheben müssen, als wie es bisher taten,  dann müssen wir das  tun. Wir haben lange Jahre vieles hingenommen. Dies ist nicht hinnehmbar!

Und auch das haben sie uns hinterlassen, die, die an der Verantwortungslosigkeit starben:  ihren Willen, zu einem freien, selbstbestimmten und verantwortungsvollen Leben. Auch das ein Vermächtnis.

Trauerverordnung

Na dann. Dann wissen wie ja jetzt Bescheid! Lesen Sie mal: Hier .

Ich koche. Ich koche hier wirklich. Das ist doch unglaublich!

Erst muß ich lesen, daß Herr Greulich sich an die Mitarbeiter gewandt hat. Ach, wenn er doch geschwiegen hätte! Derselbe Herr Greulich, der sich ebenso wie Herr Sauerland, nicht scheute in einer kritischen Phase des Genehmigungsprozesses in Urlaub zu fahren, so daß (in jedem Betrieb undenkbar!) beide Stadtspitzen, Oberbürgermeister und Stadtdirektor, nicht vor Ort waren,  derselbe Herr Greulich, der auch dann nicht aus dem Urlaub zurückkam, nachdem das Unfassbare geschehen war, derselbe Mann, der die Mitarbeiter der Stadtverwaltung noch mehrere Tage in einer verzweiflten Situation im Regen stehen ließ – dieser Mann meint nun, sich mit moralischen Appellen und Handlungsempfehlungen an seine Mitarbeiter wenden zu können.  Das spottet jeder Beschreibung.

Ich will nicht weiter kommentieren, was ich davon halte, daß er sich schützend vor den Oberbürgermeister stellt. Auch er hat jedenfalls bis heute nicht den Unterschied zwischen juristischer Schuld und politischer Verantwortung begriffen – und wenn weder die Ministerpräsidentin noch der Bundespräsident ihm den Unterschied haben aufzeigen können, dann bringt das nichts, wenn man es ihm nochmal erklärt.

Aber dann auch noch die wiederholte Herreinreichung der „Trauerverordnung“. Die werden sie uns jetzt „nachhaltig“ reinreichen.  Und dann ist aber Schluß, am 4. September, mit der Trauerei, dann gibt es das Gedenktäfelchen und dann hats genug zu sein, hat Ruhe zu herrschen.  „Die Bürger sollen…“ !!! Als könne man vorschreiben, was wir sollen! Wer sind die denn, die da in unserem Namen handeln, verhandeln und vorschreiben, was wir sollen? Wer hat sie gerufen, wer authorisiert? Die Bürger sollen! also:  ihr Kerzen in die Vitrine stellen, dann soll! die Vitrine in den Innenhafen. Und dann? Ruhe ist die erste Bürgerpflicht?

Und dann kommt Krieger? Dann wird der Tunnel abgerissen? Eine Auffahrt gebaut? Kommt die Gedenktafel weg,  der Ort des Geschehens unter die Räder?

Der „Bürgerkreis“ Gedenken ist in keiner Weise legitimiert mit „der Stadt“ – vertreten durch einen Dezernenten der CDU- etwas über die Köpfe der Bürger hinweg zu beschließen. Sie können sich doch nicht einfach selbst  konstituieren – und legitimieren! Und auch die Verwaltung kann doch hier nicht einfach selbständig handeln! Wo ist hier der Auftrag? Bedürfte es hierzu nicht eines Beschlusses des Rates? Hier kann doch nicht jeder einfach machen was er will!  Nochmal:  Wer in diesen Tagen für die Bürger der Stadt Duisburg handeln will, der hat über jeden Zweifel erhaben zu sein! Das sind sie in meinen Augen nicht!